
Heilung ist ein Prozess
Wer kennt den sehnlichsten Wunsch eines erkrankten Menschen nicht? Den Wunsch am nächsten Morgen gesund aufzuwachen und endlich von seinem Leiden befreit zu sein.
So sehr ich es jedem Menschen gönnen würde, so wenig glaube ich an eine schnelle Heilung. Für mich ist Heilung nicht ein Zustand in der (nahen) Zukunft, sondern ein Prozess, der jeden Tag uns ein wenig mehr Linderung schenkt.
Wir malen uns meist eine rosige Zukunft ohne dieses Problem aus. Doch was ist, wenn wir Heilung gerade durch das stetige Befassen mit dem Problem erreichen?
Heilung bedeutet oft, dass wir umso präziser wahrnehmen können, wo überall dieses Problem oder dieses Thema in unserem Leben auftaucht und führen einen bewussteren Umgang damit.
Viele von uns wurden zur Kur geschickt und erfuhren (partielle) Heilung in einer idealen Welt. In den Kurzentren bleibt unser normaler Alltag vor der Eingangstür; der Fokus liegt ganz allein auf dem Gesundwerden in einer abgeschotteten Welt. Kaum zu Hause angekommen wechselt der Gesundheitszustand wieder zu dem bekannten Bild. Heilung muss folglich in den Alltag passen.
Heilung bedeutet daher einen oft anderen Umgang mit Problemen, Konfliktsituationen und Reizen. Tritt Heilung ein, so lösen die Reize nicht mehr das Gleiche aus. Tritt ein Reiz erneut auf, so kann der geheilte Mensch das anwenden, was er im Laufe seiner Heilungsreise gelernt hat.